Die in der Kleinkindpädagogik auch in der Schweiz zunehmend benutzten Begriffe „Bildungsorientierung“ und „Förderung“ stehen für eine zeitgemässe pädagogische Haltung die gekennzeichnet ist durch:
- respektvolles Wahrnehmen und Eingehen auf das einzelne Kind
- Vertrauen auf seine naturgegebene Neugier, seinen inneren Antrieb zu spielerischem Lernen und seinen natürlichen Drang zur Selbst-Bildung
- Sorgfältiges Beobachten und aktive Auseinandersetzung mit dem einzelnen Kind
- Erkennen und Aufnehmen von aktuellen Entwicklungsprozessen, Interessen und Fähigkeiten des Kindes
- gezieltes Zulassen von möglichst vielfältigen Lernerfahrungen und Anregung zur bewussten Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen
- entsprechende Begleitung und Unterstützung des Kindes in einem geborgenen, vertrauensvollen, liebevollen und anregenden Umfeld
- eine ganzheitliche Sichtweise auf das Kind.
Mit Bildungsorientierung und Förderung ist somit ausdrücklich nicht das gezielte Anstreben von vorgegebenen Inhalten oder fähigkeitsorientierten Lernzielen gemeint, keine programmatische Überschüttung mit Reizen oder forcierte Animation, keine einseitige Betonung einzelner, vermeintlich besonders „wichtiger“ Entwicklungsfelder, und keine Orientierung auf „Defizite“.
Ganz in diesem Sinne begegnen wir auch unserem Schwerpunktthema Musizieren und Bewegen: wir begleiten das Kind auf seiner spielerischen Suche nach musikalischen Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten, und bieten ihm nicht zuletzt durch unsere eigene Musizierfreude einen anregenden Rahmen dafür.
Bildungs- und Lerngeschichte
Bei der praktischen Ausgestaltung unseres bildungsorientierten Ansatzes orientieren wir uns unter Anderem an der Methode „Bildungs- und Lerngeschichten“, die ursprünglich in Neuseeland entwickelt wurde und sich seither weltweit als ein bewährtes Hilfsmittel in der frühkindlichen Förderung etabliert hat. In einem Projekt der Jacobs Foundation und des Marie Meierhofer Instituts für das Kind wurde die Methode vor Kurzem auch für Schweizerische Verhältnisse adaptiert, und in Zusammenarbeit mit einer Reihe von deutschschweizer Kitas erfolgreich in der Praxis validiert. Kernelemente der „Bildungs- und Lerngeschichten“ sind systematische und aufmerksame Beobachtungen des Kindes durch mehrere Betreuerinnen, Diskussion und Reflektion der Beobachtungen im Betreuerteam, Entwicklung individualisierter Unterstützungs- und Fördermassnahmen, und die Erarbeitung und wertschätzende Pflege eines nach und nach wachsenden persönlichen „Lernportfolios“ gemeinsam mit dem Kind.
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